Forschungstagebuch Teil 6: Beispiele zur Vertiefung meiner Thesen

1: Was ist handeln?
Überlegung: Die schwache KI unterscheidet von der starken KI, dass sie nicht selbstständig kreativ handeln kann – doch können wir das? Was braucht es dafür?

1: Theorie und Praxis
Wo theoretisch Möglichkeiten sind, beginnt auch schon die Praxis: Denken (Theorie) und Handeln (Praxis): Von Pragmatisten wird dieser Dualismus insbesondere deshalb zurückgewiesen, weil „on a pragmatist view all so-called ´theory´ which is not wordplay is always already practice“ (Rorty 1996b: 40).

2: Was umfasst eine Supertheorie bei Thomas Kuhn?
Nach Kuhn (1977: 423 ff.) 1. Tatsachenkonformität: ableitbare Folgerungen sollen mit vorhandenen Experimenten und Beobachtungen in nachgewiesener Übereinstimmung stehen 2. Widerspruchsfrei nicht nur mit sich, sondern auch verträglich mit anderen anerkannten Theorien der Zeit, die sich auf verwandte Aspekte beziehen 3. Große Reichweite: Konsequenzen gehen über Beobachtungen, Gesetze oder Teiltheorien hinaus, die sie ursprünglich erklären sollte 4. Einfachheit: Ordnet Erscheinungen, die ohne sie je isoliert und zusammengenommen verworren wären 5. Fruchtbare, neue Forschungsergebnisse: neue Erscheinungen oder bisher unbekannte Beziehungen zwischen bekannten Erscheinungen werden aufgedeckt.
Die Masterarbeit versteht sich als Sammlung von Spurenelementen einer nie explizierten Supertheorie, die aus einer Perspektive der Zukunftswissenschaft den Spiel- und Rätselrahmen für Zukunftsgestaltung anstößt. Das heißt gewisse Annahmen aus der Zukunftsforschung werden präsentiert und nicht nochmal ausführlich begründet – auch wenn es fast immer auch andere Perspektiven / Annahmen gäbe.

3.1: Vertiefung Distinktionsmerkmal
Institutionen schaffen eine obskure Sprache, die besonderen, eigenen Interessen dient. Diese Interessen manifestieren Zukunftsbilder, die dann wiederum Realität werden. Außgrenzende Sprache distanziert Außenstehende von Erkenntnisgewinn, sowie strukturelle und bewusste Veränderungen (vgl. Inayatullah 2013: 42)

3.1: Unschuldiges Wissen gibt es nicht
Auch die Standpunkte der Unterworfenen sind nicht unschuldig (Harraway: 1988: 584). „Knowledge production has always been bodily production, (…) and how we might conceive of the identities of what we engage, including our own identities as subjugated, is cogently, and substantially, political” Dichotomes Denken zwischen den Benachteiligten, die automatisch „richtig“ denken und den Herrschenden, wäre demnach zu vermeiden (vgl. Hinton 2014: 110).

3.1 Watzlawicks Konstruktivismus
Er arbeitete anhand zahlreicher Beispiele ein universales, menschliches Problem heraus: „Wenn wir nach langem Suchen und peinlicher Ungewißheit uns endlich einen bestimmmten Sachhverhalt erklären zu können glauben, kann unser darin investierter emotionaler Einsatz so groß sein, daß wir es vorziehen, unleugbare Tatsachen, die unserer Erklärung widersprechen, für unwahr oder unwirklich zu erklären, statt unsere Erklärung diesen Tatsachen anzupassen“ (ebd.: 66-67). Wirklich ist die eigene Überzeugung und nicht scheinbar unleugbare Tatsachen (vgl. ebd.: 44). Die eigene Ordnung bestätigt sich durch selektive Aufmerksamkeit selbst (vgl. ebd.: 84).

3.1: Watzlawicks Wahrheit erster und zweiter Ordnung
Watzlawick unterscheidet zwischen objektiv und subjektiv: Während eine erste Ordnung sich „auf die rein physischen und aher weitgehend objektiv feststellbaren Eigenschaften von Dingen und damit entweder auf Fragen des sogenannten gesunden Menschenverstands oder des objektiven wissenschaftlichen Vorgehens (erste Ordnung)“ (S. 142) bezieht, beruht die zweite Ordnung „auf der Zuschreibung von Sinn und Wert an diese Dinge und daher auf Kommunikation“ (ebd. 1977: 142-143).

3.1: Herrschaft und Macht
Der poststrukturalistische Anarchist Mümken schreibt (ebd. 1998): „Die Ordnung einer anarchistischen Gesellschaft ist darauf ausgelegt, daß sich aus umkehrbaren Machtverhältnissen keine starren Herrschaftszustände entwickeln.“ Macht wird so explizit und kann neu verhandelt werden. Auch Foucault begann in seinem Spätwerk (in Dispositive der Macht 1978) zwischen Macht und Herrschaft zu differenzieren: „Der Grund dafür, daß die Macht herrscht, daß man sie akzeptiert, liegt ganz einfach darin, daß sie nicht nur als neinsagende Gewalt auf uns lastet, sondern in Wirklichkeit die Körper durchdringt, Dinge produziert, Lust verursacht, Wissen hervorbringt, Diskurse produziert; man muß sie als ein produktives Netz auffassen, das den ganzen sozialen Körper durchzieht.“ Oft wird die Herrschaft des Staats als positiv im Sinne des Volkes wahrgenommen – dabei gäbe es auch Möglichkeiten herrschaftsfreier Institutionen, wie das entsprechend benannte Buch von Haude und Wagner aufzeigt. 

3.1 Empathischer Bildungsbegriff nach Ranciere
Bildung heißt Menschen dort abholen, wo sie gerade sind. Wenn wir Bildung über Gleichheit denken wollen: Alle Menschen wissen schon immer schon irgendwas (sei es eine sinnliche Erfahrung). Von diesem Irgendwas aus lässt sich immer auch weiter lernen. Und dafür braucht es keine Lehrmeister (Linpinsel interpretiert Ranciere).

3.2 Methoden der Zukunftsforschung
Die in der Zukunftsforschung sehr beliebte Szenario-Technik ist ein aus den militärischen Planspielen abgeleitetes Verfahren des Wissensmanagements, also der strategischen Nutzung von vielfältigen Informationen. Popp Psychodynamik S. 96). Außerdem gibt es natürlich noch Delphi, Backcasting, Future-Wheel etc. pp.

3.2 Jungk über Phantasie im Kontext von Zukunftsbildern
„Es kann sein, dass nur ein Bruchteil von dem, was man sich ausdenkt, Wirklichkeit wird. Aber erst einmal muss man sich etwas ausdenken, dann zieht sozusagen der Gedanke, die Vorstellung, die Phantasie die Wirklichkeit nach sich. Ich stelle mir also die Phantasie als einen enormen Magneten vor, der Wirklichkeit nach sich zieht. Wenn ich diesen Magneten ausschalte, dann kann nichts mehr werden.“ (Robert Jungk in „Utopien denken“)

3.2 Schwache und starke Alternative
Müller-Friemauth und Kühn unterscheiden dabei zwischen schwacher und starker Alternative, also innerhalb der Systemlogik verbleibend oder neue Sinn-Ebenen erschließend, vergleichbar vielleicht mit inkrementeller und disruptiver Innovation (Vgl. ebd. 2017: S. 134-137).

3.2 Delphi und die Alternativlosigkeit
Die Delphi-Methode steht beispielhaft dafür, wie Herrschaftswissen über Zukunft, basierend auf Expertenbefragungen, reproduziert wird. “Empirical futurists have reinvented Delphi, or expert event forecasting. Delphi polling is done in many rounds so as to gain consensus and done anonymously so as to reduce the influence of a particular opinion maker. More recently through crowdsourcing, Delphi has taken an even more dramatic twist becoming not an oracle of the expert priest (futurist, economist, scientist) but a representation of the most up-to-date perspective of the user. While in Delphi and other similar systems, hierarchal expertise is primary (one expert or multiple experts in anonymous dialogue), in new peer-to-peer systems, information of the future is derived through the wisdom of the many.” (Inayatullah 2013: 45). Cuhls hält die Delphi-Expertenbefragung für eine subjektiv-intuitive Erhebungsmethode (Cuhls 2012: 140). Nach ihrem Forschungsverständnis gewinnen die erhobenen Zukunftsbilder der Experten erst durch die kritisch-hermeneutische Interpretation auf der Basis von (zukunftsbezogenen) Theorien des Wandels sowie von jeweils konkreten, thematisch relevanten Gegenstandstheorien eine wissenschaftliche Bedeutung (Popp 2017: 51).

3.2 Risikovermeidung und die Schließung des Möglichkeits(t)raums
Mit dem Fokus auf Risikovermeidung will gewusst werden, was (wahrscheinlich) passieren wird, nicht was möglich und damit herbeiführbar wäre. Wahrscheinliche Zukünfte werden durch Daten hergestellt. Sie spiegeln eine Sicherheit mit Haftungsausschluss wider – materialisieren sie sich doch meist nicht (von selbst) (van der Helm 2006: 21).

3.2 Prognosen kontrollieren Profite
„The assumption behind forecasting is that the future can be generally if not precisely known. With more information, particularly more timely information, decision-makers can make more effective choices. Having more information is especially important since the rate of technological change has dramatically increased. However, the need for information, as in times before, is necessitated by a fear of the future, a feeling of impotence in the face of forces we cannot understand, that seem larger than us. The unconscious assumption is that through better forecasting, the world, the future, can be more effectively controlled thus increasing profits or hegemony” (Inayatullah 2013: 39).

3.2 Herrschaft durch Wissensvorsprung
Aber Herrschaft hat sich niemals nur auf physische Gewalt gestützt, sondern auch auf einen Wissensvorsprung. Schließlich ist die gesellschaftliche Reproduktion nicht nur eine physische, sondern beim Menschen immer auch eine kulturelle Reproduktion, das heißt eine Reproduktion von Wissen (Stehr 2001: 10-11): Wenn das Wünschbare nur im Wahrscheinlichen gesucht wird, ist das gut für die Herrschenden, die die die Diskussionen prägen.

3.2 Beschleunigung schafft Möglichkeiten
Rosas Auffassung nach bewirkt die zerfaserte Akzellerationsdynamik sogar eine Erosion der institutionellen Infrastruktur, die als ihr Ursprung anzusehen ist. Insofern wirken die sozialen Teilsysteme mehr oder weniger rahmenlos, das heißt losgelöst von einer transparenten Funktion für das große Ganze und eröffnet noch viel mehr Möglichkeiten.

3.3 Kolonialisierung der Zukunft
Der Szenario-Guru und Militär-Stratege Kahn lieferte mit „The Year 2000“ bereits 1967 ein Zukunfts-Manifest, das Wachtstumsdrang, westliche Vorherrschaft und Elitenbildung betonte und als wünschenswert erzählte (vgl. Ramos 2003: 9).

3.3 Gewaltlose Umwelt kann herrschende Systeme ändern
Die Harvard-Politologin Erica Chenoweth wollte genau wissen, wie effektiv Gewalt und Gewaltlosigkeit in der Gegenwart sind. Gemeinsam mit Maria Stephan, einer Forscherin am International Center of Nonviolent Conflict (ICNC), analysierte sie Hunderte von Kampagnen der letzten hundert Jahre, und zog zwei wichtige Schlüsse. Erstens: Gewaltloser ziviler Ungehorsam ist nicht nur moralisch überlegen, sondern auch in der Praxis erfolgreicher. Chenoweth recherchierte, dass gewaltlose Kampagnen doppelt so oft erfolgreich sind wie Bewegungen, bei denen es zu gewaltanwendung kommt; wobei es für einen Erfolg natürlich noch andere Faktoren braucht, wie klare Ziele, gute Organisation, überzeugende Führung. Die zweite Erkenntnis: Die Forscherinnen fanden heraus, wie viele Menschen aktiv mitmachen müssen, damit ziviler Protest erfolgreich wird. Es sind im Durchschnitt 3,5 Prozent der Landesbevölkerung. »Das klingt nach einer kleinen Zahl«, sagte Chenoweth in ihrem TEDx Talk, aber in Amerika wären das etwa 11,5 Millionen Menschen, also drei Mal soviel wie bei den Frauenmärschen 2017. »Können sie sich vorstellen, was passiert, wenn die alle 12 bis 18 Monate massenhaft nicht kooperieren? Dann sähe unser Land anders aus.« In Deutschland wären es knapp drei Millionen Menschen. Die müssen nicht alle auf die Straße gehen, aber sobald sich mehr als 3,5 Prozent der Bevölkerung engagieren, mitmarschieren, Petitionen unterschreiben oder bestimmte Verhaltensweisen verweigern, könne man genug Druck auf die Politik ausüben, dass der Erfolg fast unausweichlich werde, schreibt Chenoweth in ihrem Buch Why Civil Resistance Works

3.3 Konzerne und Politik als herrschende Systeme
“Die Politik”: Wie von Fridays for Future adressiert, sollen die, die es verkackt haben, nun den Karren aus dem Dreck ziehen. Dabei gehen moderne Staaten schon seit den Fuggern und Medici Hand in Hand mit den bedeutendsten Playern aus der Wirtschaft. Auch Dodos MA: utopisches bei individuen zum start in die politik ausgeprägt, wandelt sich dann aber in frust – strukturen müssten geändert werden (ist unrealistisch) – Die Regierungsform wird durch den alternativlosen Markt erzeugt. Politik innerhalb der durch von Hayek entwickelten kattalaktischen Ordnung hat eine moderative Rolle zwischen Wettbewerbern und soll für den größtmöglichen Nutzen für den Markt sorgen (Gentili)
Die Zahlen sagen, wie bedeutend KMUs sind, während nur über die großen gesprochen wird. Ulrike Hermann bei Jung&Naiv: weniger als 1% der Konzerne kontrollieren 67% des Umsatzes in Deutschland . Ein weiteres Beispiel: Das deutsche Kartellamt wird bei Internet Konzernen nicht tätig – die durch Konzerne beherrschte digitale Zukunft steht scheinbar fest (vgl. https://www.rosalux.de/mediathek/media/element/1196/).

3.3 Erweiterte Kolonialisierung und negative Freiheit
In voller Zustimmung dazu, soll in dieser Arbeit von einer erweiterten Kolonialisierung dahingehend gesprochen werden, dass der Versuch Zukunft zu besetzen und zu schließen bisher nicht nicht gelingt.  Beispielhaft: Der Markt kennt daher die Vorherrschaft der „gigantischen Konzerne“, d. h. jener transnationalen Unternehmen, die in ihrem jeweiligen Sektor auf dem Markt als Monopolisten agieren und die nicht allein wirtschaftliche, sondern ebenso politische und juridische Macht besitzen, um die Bedürfnisse und Vorstellungswelten des Konsumenten zu kolonisieren und damit dessen „Wohlfahrt“ vorherzubestimmen: Während die Wahlfreiheit der Konsumenten ein demokratisches Konzept ist, bei dem der einzelne Verbraucher selbst entscheidet, was er will, ist die Idee der „Konsumentenwohlfahrt“ ein technokratisches Konzept: entscheiden Richter und Wirtschaftswissenschaftler, was gut für den Verbraucher ist.”“ (Gentili S. 166-167). Scharper Winkel: In diesem Rennen um Sieg und Niederlage wird die Freiheit der politisch handelnden Bürgerinnen auf die Freiheit der Wahl als Konsument und Wählerin reduziert.

3.3 Adorno und Bloch im Gespräch
„Die gedankliche Negation der Negation wird nicht automatisch zur Position, aus der Kritik des Kapitalismus und der Kritik beschränkter Kapitalismuskritiker lässt sich das Gegenbild, die antirealistische Skulptur, nicht durch Ableitung gewinnen. Auch von dem genauesten Negativ kann mehr als ein Abzug gemacht werden, können abhängig von Belichtung und Perspektive und Technik Hunderte verschiedener Bilder entstehen. Diese kritische Aufhebung des Bilderverbots erhält überraschend Unterstützung von Adorno selbst; der in einem Gespräch mit Ernst Bloch sagt: „Denn dadurch, dass es uns verboten ist, das Bild zu machen, passiert auch etwas sehr Schlimmes. Nämlich, dass zunächst einmal mal man sich dann unter dem, was da sein soll, je mehr es nur als negatives gesagt werden kann, umso weniger mehr vorstellen kann. Dann aber, und das ist wahrscheinlich noch viel beängstigender, tendiert dieses Verbot über der konkreten Aussage über die Utopie dazu, das utopische Bewusstsein selber zu diffamieren und das zu verschlucken, worauf es eigentlich ankäme, nämlich diesen Willen, dass es anders ist.“ (Adamczak 2004: 76)

3.3 Luhmanns Blick auf Veränderung in der Zeit (System/Umwelt)
Doch auch Luhmann schreibt in seiner Beschäftigung mit Zukunft von Veränderungsmöglichkeiten: “With respect to time, the difference of system and environment means that no complex system can rely exclusively on point-to-point relations to its environment – that is, on instantaneous adjustment by immediate experience and immediate reaction. It needs time for its own operations“ (Luhmann [D1] 1977: 149) Die jeweiligen Systeme haben eine Eigenzeit des Verständnisses und der Reproduktion.

 [D1]https://www.jstor.org/stable/pdf/40970217.pdf

4 Blick auf oberste Ebene versperrt wichtige Reflexion
Überschuldungsquote – Griechenland – Student zeigt Fehler in Formel: https://www.brandeins.de/magazine/brand-eins-wirtschaftsmagazin/2015/oekonomischer-unsinn/der-fall-rr

4.1 Positivismus und Konstruktivismus können sich ergänzen
“Thus one could assert that in the context of foresight and futures studies, constructivism and positivism could be perceived as different dimensions of futures knowledge, and not as a fundamental epistemological antagonism. Futures knowledge is, in its core, interpretative and speculative knowledge. It is something that is always embedded in the historical bedrock and heavily affected by the weight of the present, but simultaneously it has the capacity to be partially open, the potential to become. We argue that it is this partial openness towards the future, the aspect of “potential becomingness”, that makes it possible to view the same fragments of futures knowledge either through a lens of constructivism (emphasising alternative interpretations) or through a lens of positivism (making more narrow normative claims).” Weg und Ziel (Ahlquist 2015: 264). https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0040162514002935

4.1 Zur Wissensgesellschaft
Im neunzehnten Jahrhundert verdoppelte sich das explizierte Wissen genau einmal, 2010 alle 10 Stunden (Bontis (2002). The rising star of the Chief Knowledge Officer. Ivey Business Journal,March/April 2002: 20 – 25.) Einführung des Begriffs der „Wissensgesellschaft“ 1966 durch den amerikanischen Soziologen Lane („knowledgeable societies“) und den Managementtheoretiker Drucker im Buch „The Age of Discontinuity“ 1969, sowie Bell 1973 in The Coming of Post-Industrial Society. A Venture in Social Forecasting.

4.1 Entwerfendes Sicherheitsdesign nach von Borries
“Entwerfendes Sicherheitsdesign ist also ein Design, das nicht Sicherheit, sondern Unsicherheit schafft und es vor allem ermöglicht, die in einer freien und offenen Gesellschaft unausweichliche Unsicherheit auszuhalten.”

4.1 Wissen in der Moderne
Gleichzeitig ist die Rolle des Wissens in der Moderne einseitig verkürzt auf die Abkoppelung des Individuums von Fachwissen und technischer Kompetenz (hinsichtlich Gestaltung von Artefakten) – und damit seine angebliche Rolle als hilfloses Opfer, umfassend soziale kontrolliert durch mächtige kollektive Akteure (wie Staat, soziale Klassen, Konzerne, Intellektuelle, Militär, Mafia, Politik usw.)  (vgl. Stehr 2001: 12).

4.1 Zukunfts-Gurus
Im Gegensatz dazu kritisiert Heintel “Zukunfts-Guru” als diejenigen, die eine allgemeine und kollektive, oder gar institutionalisierte Gegenwartsreflexion verhindern. Sie beantworten gesellschaftliche Fragen mit beruhigenden oder skandalösen Floskeln (vgl. Heintel 2009: 97)

4.1 Wissenschaftlich fundierte Freiheit statt Relativismus
Feyrabend plädiert also nicht für eine unreflektierte Beliebigkeit, sondern für eine wissenschaftlich fundierte Freiheit des Denkens, für mehr Kreativität und Phantasie in der Forschung sowie letztlich für mehr Toleranz – auch in der Welt der Wissenschaft.“ (Popp 2017: 226)

4.1 Wünschbarer Austausch am Beispiel einer Konferenz
Inayatullah beschreibt eine wünschbare Situation in diesem Kontext: “In a large conference on the futures of disability, the ministry ensured that providers, persons with disability, carers, funders, and policymakers were all the room. This did lead to confrontational debates about who should lead the future. But the conference design created safe places for these conversations, ensuring that the differences added to the robustness of the scenarios and strategies. Indeed, the future became a safe place for discussion, since blame was not being assigned. Possibilities were explored and truths told. Persons with disability could speak their truth, asking for a redesign of buildings and cities, and not a focus on heroic science to “correct” them. Government carers could speak of their fatigue, of endless demands on them. It was a step first to hear each other and then move from trauma to healing” (Inayatullah 2015: 358).

4.1 Reflexivität und Sorgfalt in der Wissenschaft
“Diese Reflexivität und Sorgfalt (der Nachhaltigkeitsforschung) würde man sich manchmal auch von anderen transformativ wirkenden Wissenschaften wünschen – wie etwa von der Volkswirtschaftslehre, die mit vermeintlich empirisch-analytischem Lehrbuchwissen bereits ganze Volkswirtschaften ruiniert hat“ (Grunwald 2018: 116). Wirtschaftwissenschaft ist nicht wertfrei und objektiv, sondern verdeckt subjektive Einflüsse wie Abhängigkeit von Politik und soziale Werte. „Die Wirtschaftswissenschaften sollten daher ebenso wie andere Sozialwissenschaften die gleiche Sorgfalt bei der Offenlegung ihrer Vorannahmen und Werte bei der Theoriewahl walten lassen.“ Eine als objektiv wahrgenommene Methode führt eben nicht zu herausragender Wissenschaft (vgl. Gießler 2015: 77-79) https://soziologieblog.hypotheses.org/files/2015/05/4-Wertfreiheit-und-Objektivit%C3%A4t.pdf

4.1 Wissenschaftlich fundierte zukunftsorientierte Forschung außerhalb der Szene
Zum Beispiel in den Bereichen Design, Technikfolgenabschätzung, Soziologie, Politologie etc. Einige einflussreiche Ansätze sind Transformationsdesign nach Welzer, Zukunftskunst nach Schneidewind, Speculative Design nach Anthony Dunne und Fiona Raby, Multi level perspective nach Geels, Transition Design nach Liedtke, Public Interest Design nach Smolarski, deleuze und guattari rhizom: Dinge entwickeln sich nicht linear – Raumfiguren als hybride Räume aus bahnen, netzwerk und orte (refiguration). Zu viele Mittel zur Innovation gehören den Mächtigen. Demgegenüber steht das Open-Source-Rhizom in Vervielfältigung, Verfügbarmachung, Erhaltung und Unterwanderung zum Wohl der Allgemeinheit. Quadflieg schreibt: „Im aktuellen Diskurs fokussieren dann Termini wie Public Interest Design, Social Design oder Transformationsdesign die ethisch-moralische Ebene des Entwurfs und formulieren so einen Gestaltungsauftrag: Gestaltung wird politisch verstanden – es soll nicht formal (und gegenständlich), sondern bewusst sozial beeinflussend und formend gestaltet werden“

4.1 Zwei Beispiele für die Notwendigkeit transdisziplinärer Koordination
1. Forschungsprojekt, das Fiktionen herausfiltert setzt auf rechnergestützte Simulationen komplexer Abläufe, bezieht dafür Philosophie, Linguistik, Geschichtstheorie und andere Bereiche mit ein. Allerdings: „Unser analytisches Instrumentarium soll helfen, diese und andere reale Zukunftserzählungen im Journalismus und in der Öffentlichkeit optimal kommunizierbar zu machen.“ https://www.uni-muenchen.de/aktuelles/publikationen/einsichten/111/1111.pdf
2. TAZ fordert, Politik mit transdisziplinären Menschen zu vernetzen, die nicht nur aus Biomedizin kommen, sondern auch aus Public Health, Sozial-, Kultur- und Bildungswissenschaften, und somit stabiles Orientierungswissen entwickeln und permanent anpassen. https://taz.de/Streit-um-Corona-Politik/!5701892/

4.1 Wo will ich hin?
Mit der für den Beobachter sinnhaften Perspektive des „Wo will ich hin?“ (vgl. Müller-Friemauth und Kühn: 88) soll scheinbar Undenkbares und Unmögliches subjektiv möglich und damit beschreibbar werden (vgl. ebd.: 143). So rückt das Ziel, die zukünftige Gegenwart, in den Mittelpunkt. Zukunft wird in dieser Logik gestaltet durch die bewusste Ergänzung eines originär eigenen, subjektiv gewollten Teils innerhalb des Morgens, „das anders ist als die Gegenwart (sonst gäbe es keine Diskrepanz, kein „to do“) (ebd.: 197-198).

4.1 Ausführliche Design Thinking Kritik
bei den Wissenschaflern Vinsel https://blog.usejournal.com/design-thinking-is-kind-of-like-syphilis-its-contagious-and-rots-your-brains-842ed078af29 und  Iskander https://hbr.org/2018/09/design-thinking-is-fundamentally-conservative-and-preserves-the-status-quo

4.1 Jantjes Meinzers Masterarbeit
Meinzer sieht in ihrer Masterarbeit sechs wesentliche Aspekte für Individuen in partizipativen Prozessen: 1. Wissen externalisieren, 2. Alltagswissen reflektieren und kritisieren, 3. Sich von Gegenwart lösen und fantasieren, 4. Altes Wissen mit neuem Wissen kombinieren, 5. Resilienz durch Selbstwirksamkeit steigern und 6. Antizipation von Zukunft, um Handlung zu erleichtern (vgl. ebd. 2019: 37).

4.2 Beispiele für viel Kritik und wenig Alternative
Selbst so engagierte Nachhaltigkeits‐AutorInnen wie Naomi Klein oder Stephan Lessenich engagieren sich meist auf 95% ihrer Buchseiten in einer Kritik der kapitalistischen Logik der Externalisierung und haben dann nur noch 5% übrig, um eine Alternative zu fordern, so dass es mit der  Entwicklung der Alternative nicht mehr klappt. S. 4 http://www.isoe.org/wp-content/uploads/Vortrag-Opielka-DGV-Kongress-9-2017-2017-9-21.pdf
Her work with Kim suggested four main phases for the evolution of these imagineries – origins (often involving small numbers of individuals and their ideas), embedding (turning their ideas into material, institutional and behavioural realities), resistance (by defenders of the previously dominant imaginary) and extension as they become embedded in identities. This framework is useful but, again, the purpose of this analytical framework has mainly been for analysis and critique rather than creation S. 33-34 https://www.demoshelsinki.fi/wp-content/uploads/2020/04/the-imaginary-crisis-web.pdf

4.2 Jungk und Fleichtheim in Freundschaft verbunden
Nenne ich gemeinsam, da sie sich sehr nahe standen und jeweils an den Buchprojekten des anderen mitarbeiteten: „Seine Bescheidenheit, Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft sind gegenwärtiges Beispiel für eine künftige brüderliche, schwesterliche, auf Solidarität statt auf Konkurrenz und cäsarenhaften Herrschaftswillen gegründete Weltgesellschaft“ so Jungk über Flechtheim. (vgl. Ossip K. Flechtheim: politischer Wissenschaftler und Zukunftsdenker (1909-1998), S. 108)

4.2 Bewusstseinsstufen
Hier bekommen wir ein Problem mit Offenheit und Wahrheitsbegriffen. Auch die in 4.3.3 als reale Utopie eingeführte Gemeinwohlökonomie sollte sich mit ihren Wurzeln in integraler Theorie und Tiefenökologie auseinandersetzen, anstatt sich mit ihrer Kritik am Status Quo unterschwellig zu überhöhen.

4.2 Beispiele für sozial konstruierte Realität
Tiberius führt zwei Beispiele aus: Bei der Prognose für Bevölkerungsentwicklung werden menschliche Schicksale gedanklich ausgeschlossen, darum geht es nicht. Selbiges gilt für predictive Policing: Was wäre ein Verbrechen, wenn sich Eigentumsrechte ändern würden und es keinen Indivualbesitz mehr gibt? Oder umgekehrt: Wenn es keine Eigenverantwortung mehr gibt, sondern die Kultur oder die Gene verantwortlich für Fehlverhalten sind?

4.2 Spiele die beim Hineinfühlen in andere Welten helfen
‘Sarkar Game.’ Based on a critique of the Indian varna (caste) system, participants embody one of four roles: Worker, Warrior, Intellectual, and Merchant, interacting using the macro social cycle framework developed by P.R. Sarkar. Inayatullah uses the game in workshops to deepen participants understanding of social dynamics, and the potentially progressive and regressive aspects of each archetype. The Sarkar game is “intended to embody the concepts being discussed…to move participants to other ways of knowing so that they may… gain a deeper and more personal understanding and appreciation of alternatives futures” (Inayatullah, 2013, p.1).

4.2 Transhumanismus
Der Glaube an technologische Errettung und uneingeschränkten Marktglauben am Beispiel der „bright futures“ Utopie des Transhumanismus tarnt sich als Realismus und unterfüttert damit die Utopie der Alternativlosigkeit (vgl. ebd.: 9-10).

4.2 Schnittmengen von CFS mit anderen Ansätzen
Entsprechend sind in ihren impliziten Zukunftsbildern vermutlich sehr viele nicht-gewusste, kritische Zukunftsforschende am Werk, die sich zukünftig auch gerne dazu bekennen dürfen. Beispielsweise empfinde ich das nicht-westliche, kritische Denken das Avenessian und Moalemi in „Ethnofuturisms“ (ebd. 2018) anhand der kritischen Auseinandersetzung von Gary Zhexi Zhang, Yuk Hui und Byung-Chul Han mit chinesischen Zukunftsvorstellungen schildern, als typisch für Critical Futures Studies – und das sage ich obwohl ich Sardars Hinweis zur Inkorporation nicht-westlichen Wissens in westliche Frameworks gelesen habe (ebd[D1] . JAHR). Auch das „Critical speculative design“ von Dunne und Raby sei hier kurz genannt, weil es beispielhaft für Frameworks wie das in 4.2.5 erwähnte steht. Zusätzlich würde ich Psychologie als kritische Zukunftsforschung am Individuum verstehen, denn entsprechende Fragen tauchen dort dauernd auf. Popp fordert „Wenn die individualpsychologischen Psychoanalytiker ernstzunehmende Beiträge zur Verbesserung gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und politischer Prozesse leisten wollen, müssen sie sich in einen interdisziplinären Diskurs mit einschlägig qualifizierten Expertinnen und Experten integrieren.“ (Popp 2017: 73-74)


 [D1]https://ziauddinsardar.com/articles/colonising-future-other-dimension-futures-studies

4.2 Die Vielfalt von learning journeys nach Inayatullah
„The beauty of futures studies is that all these doors are possible—there are many alternative entrances and exits—and many ways to create openings and closings” (Inayatullah [D1] 2010: 102). Nach 30 Jahren Arbeit mit Zukunftsbildern betont er die Suche nach den richtigen Hebeln (Inayatullah 2015: 352) für Möglichkeitsgestaltung: „In one city, after the visioning exercise, the participants became depressed. This was not because of their dream of what they wished for but because they had made a list of fifty actions that they did not believe were politically feasible to do. Once we narrowed down the list to three major strategic pathways, then the impossible became the possible.“ (ebd.: 359) Setzt ein Double-Loop-Lernen ein, werden die eigenen Annahmen und Überzeugungen in Frage gestellt, um das Unbekannte zu entdecken und eine lernende Organisation zu erfinden (vgl. Inayatullah [D2] 2018). Probleme werden gemeinsam umformuliert, neue gemeinsame Paradigmen oder mentale Karten entwickelt, maßgebliche Normen, Richtlinien und Ziele geändert und schließlich gemeinsam erfunden. Solches Triple-Loop-Lernen erfolgt in Bewegungen von „Brainstorming zu strenger Selbstkritik; von ernsthaften Diskussionen zu spielerischen Scherzen; und vom Paradigmenwechsel zur Paradigmenerfindung“ (Milojevic und Inayatullah 2015: 158). Triple-Loop-Lernen entwickelt sich üblicherweise im Lernprozess über die Zeit entfalten, indem ein Verständnis für Unsicherheit und Unwissen in die Kultur eingeschrieben wird (ebd.: 359-360). “Foresight, done well, creates these (utopian) possibilities, allowing for culture to work with strategy, but in alignment not opposition” (ebd.: 360).


 [D1]http://www.metafuture.org/library1/epistemological_pluralism_in_futures_studies_inayatullah_intro.pdf

 [D2]https://www.futuresplatform.com/blog/practicing-foresight-insights-prof-sohail-inayatullah

4.3 Genossenschaften als Beispiel für reale Utopien (vgl. Wright 2015: 82)
„Genossenschaften im Belegschaftseigentum sind ein gutes Beispiel. Unter den gegebenen Bedingungen sind sie mit ernsthaften Hindernissen konfrontiert, zu einem wesentlichen Bestandteil von Marktwirtschaften zu werden. Die Kreditmärkte sind ihnen gegenüber skeptisch; Arbeiterinnen und Arbeiter scheuen das Risiko, ihre Ersparnisse in einem Unternehmen zu verlieren, das nur eine geringe Wahrscheinlichkeit von Erfolg hat; und die Genossenschaften stehen Zulieferketten gegenüber, bei denen sie aufgrund ihrer eigenen geringeren Größe höhere Preise zahlen müssen als ihre kapitalistischen Konkurrenten. Symbiotische Strategien, die auf staatliche Politik gerichtet sind, können alle diese Fragen angehen. Ausgehend von dem Potenzial von Genossenschaften im Belegschaftseigentum, Probleme von Arbeitslosigkeit und schrumpfender Steuerbasis zu lösen, könnten neue Spielregeln politische Anziehungskraft gewinnen, diese Genossenschaften zu unterstützen. Selbst innerhalb der Logik von Marktwirtschaften können die positiven Externalitäten von Genossenschaften im Belegschaftseigentum eine Rechtfertigung abgeben, sie öffentlich zu subventionieren und durch spezielle Programme gegen Risiken abzusichern, um so ihre Lebensfähigkeit zu erhöhen. Solche Politiken könnten mit der Zeit das Gewicht einer genossenschaftlichen Marktwirtschaft innerhalb des breiteren kapitalistischen ökonomischen Hybrids erhöhen“ (Wright 2015: 103).


4.3 Bottom-Up Transformation statt gesteuerter Transition
Reißig (129-130) zu Realutopien: Transformation ergibt sich nicht einfach so, linear. Es ist klar, dass davor Prozesse von unten vorangehen müssen.  unten und oben – Selbstentfaltung, Selbstveränderung und gesellschaftsverändernde soziale, ökologische, demokratische Praktiken – nicht als Gegensätze, sondern als widerspruchsvolle, sich überlappende Wandlungsprozesse. Geels: Wechsel von Nische zu Regime ist nicht bewusst herbeiführbar, man kann es nur richtig machen und mitadressieren, ansonsten besteht Gefahr der Vereinnahmung, Verantwortung wird durch Konzerne externalisiert.
Es ist zu verhindern, dass der gesellschaftliche Diskurs durch die Interessen der etablierten Akteure einseitig auf kontrollierte bzw. kontrollierbare Transition verschoben wird, zu Lasten einer kritisch-emergenten Transformation (vgl. Stirling, 2014: 14). Oft wird Transformation gesagt, aber gesteuerte, herrschaftliche Transition gemeint.

4.3 Kritik an Wrights realen Utopien

  • Manche interpretieren Wright so, dass er staatliche Macht überprivilegiert, weil Emanzipation zu demokratischen Institutionen führen soll. Diese können sich offensichtlich keine herrschaftsfreien Institutionen vorstellen (vgl. Kapitalismus aufheben 2018: 21-28).
  • Andere unterstellen ihm einen selbstermächtigen Reformismus, der Alltagspraxis im Kleinen und revolutionäre Bewegungen unterpriviligiert https://www.woz.ch/-7a52
  • Für sein langjähriges Wirken hat Wright auch Kritik von radikalen Linken AktivistInnen einstecken müssen, die lokalen, gemeinschaftsbasierten Initiativen den Systembezug absprechen. Sie würden nicht durch eine politische (Gegen-)Macht die Konfrontation suchen. Diese verengte Sicht weist er zurück und betont, dass gewisse Räume erstmal geschaffen und dann schrittweise ausgebaut werden können. Genau dafür ist gegenseitige Unterstützung nötig und symbiotische Strategien unerlässlich.  Wright bekennt in seinem ermächtigenden Ansatz klar zu einem institutionellen Pluralismus und Heterogenität (vgl. Wright 2015: 105).
  • Gemeinschaftseigentum von zum Beispiel Genossenschaften schließt wieder Menschen aus der Gemeinschaft aus, betont individuelles Eigentum und damit kein Ende des Marktes (vgl. Sütterli und Meretz 2018:19). Der Exkludierung sollte Aufmerksamkeit zukommen, ohne deshalb nicht zu handeln.

4.3 Realutopisch denken, heißt herausfinden, was ich will
Ernst Toller, ein Revolutionär der Münchener Räterepublik, schreibt in Reflexion auf die dortigen Vorgänge: „Das Volk rief nach dem Sozialismus, doch nie in den vergangenen Jahren hatte es klare Vorstellungen vom Sozialismus gewonnen, es wehrte sich gegen seine Bedrücker, es wußte, was es nicht wollte, aber es wußte nicht, was es wollte.“

4.3 Möglichkeiten sozialer Ermächtigung nach Wright
Auf der Suche nach blickt er auf das vergangene Jahrhundert zurück und analysiert die Probleme der etablierten, antikapitalistischen Transformationsansätze. Revolutionäre Brüche unterschätzen die Notwendigkeit eines Fundaments, auf dem das das Neue aufbauen könnte (von Redecker[D1] ), sozialdemokratischer Reformismus habe eine Symbiose zwischen Staat und Kapital propagiert und ist dabei von den Machteliten fast vollständig kooptiert worden (Zelik [D2] 2017), während Praxis in der Nische wie Genossenschaften und Kommunen die kapitalistische Herrschaft nie ernsthaft infrage stellen konnten, sondern sie nur ausgestalten (ebd.)


 [D1]https://www.deutschlandfunkkultur.de/philosophin-von-redecker-ueber-revolutionen-je-weniger.1008.de.html?dram:article_id=432812

 [D2]https://www.woz.ch/-7a52

4.3 Utopische Sprachwechsel nach Rorty
Dabei werden in solidarischen Verfahren utopische Sprachwechsel nach Rorty vollzogen. Das heißt, dass „wir als „Dichter“ manchmal (…) zufällig treffende Worte für gesellschaftliche Phantasievorstellungen finden; Metaphern, die zufällig den undeutlich empfundenen Bedürfnissen der übrigen Gesellschaft entsprachen“ (Vgl. Rorty 1992, 115).

4.3 Artefakte laden zur Reflexion ein
Spannend dazu auch der narrative-based design fiction-Ansatz von Anne Burdick https://jfsdigital.org/wp-content/uploads/2019/04/06-Burdick-Designing-Futures-From-the-Inside.pdf

4.3 Artefakte und der Wunsch nach Wahrheit und Klarheit
Anab Jain von Superflux 2018 im Gespräch mit Stuart Candy: “I see it as a form of slow critical activism. If our work becomes a catalysing force for people to imagine things they would not have been able to imagine otherwise, that’s powerful. But then what? We are at that stage right now.” (…) “People want concrete stuff, and the thing is, there isn’t a concrete answer. There isn’t a concrete outcome, to be honest. The outcome is the process by which you will start shifting your thinking” (Candy 2019: 100-101) https://jfsdigital.org/wp-content/uploads/2019/04/08-Jain-Critical-Activism.pdf

4.3: Reale Utopien brauchen Ausdauer
Der Master Zukunftsforschung startete für mich mit einer Seminarbeit über den Marketingleiter der Rügenwalder Mühle, der als Promotor den Wandel des Familienunternehmens hin zu fleischfreier Wurst gestaltete. Rügenwalder Mühle – Utopienexkurs:Veränderung beginnt in deinem Kopf – Marketingchef hat solang daran geglaubt, dass vegane Wurst dort möglich ist, bis es möglich wurde -> Eigene Erfahrung, Resonanz, Einstieg in Master, Geschichte der Veränderung nachgezeichnet -> Wir alle können kleine Guidos sein

4.4 Autonomes Handeln
Der autonom Handelnde ist Herr seiner selbst insofern, als er Wünsche verwerfen kann, die er im Widerspruch zu dem Selbst sieht, mit welchem er sich identifiziert. Im Umkehrschluss ist autonom, wer entsprechend jenen Überzeugungen zu handeln vermag, die dem eigenen Empfinden nach jenem Selbstkonzept, das man von sich gebildet hat, am besten entsprechen (vgl. Lex: 12)

4.4 De Jouvenel in ‘Die Kunst der Vorausschau’ von 1967
Hier zeichnet er, ähnlich wie Gransche, Wirkungs-, Kontroll- und Gestaltungsbereiche vor dem Hintergrund von Unsicherheit auf. Er nennt es beherrschte und herrschende Zukunft. Die beherrschte kann ich kontrollieren. Wie zum Teil mein Kaufverhalten. Zur herrschenden Zukunft gehört all jenes, was ich nicht beherrschen kann. Ich habe aktuell zum Beispiel kaum eine Möglichkeit, bei Entscheidungen mitzubestimmen, die auf EU- oder transnationaler Ebene stattfinden, obwohl oder gerade weil es eine Pandemie ist. de jovenel: zukunftsprobleme sind für einen staat lösbar, für ein individuum nicht – und umgekehrt. individuum empfindet sich als nicht mächtig und denkt nur der staat könnte was tun

4.4 Veränderung und Identität
Diese Studie wäre durchaus spannend: In an analysis inspired by the work of Georg Simmel and Pierre Bourdieu, they (Natàlia Cantó-Milà and Swen Seebach) identify multiple levels of imagination, its objects, archetypes and figures, and show in concrete examples how assumptions, fears, hopes, and visions shape one’s identity, meaning, and direction of life. (Schulz S. 134)

4.4 Langsames und schnelles Denken
“Eine der häufigsten Ursachen von Fehlurteilen und dummen Entscheidungen ist, dass das langsame Denken einfach gerade nicht (rund) läuft und das schnelle Denken dann macht, was es halt so machen will. Eine einfache Möglichkeit, das langsame Denken auszuschalten, ist ihm Alkohol zu geben. Wenn es sich dann langsam verabschiedet, schreit das schnelle Denken immer lauter „einer geht noch“, badet selbstgefällig in Gefühlsausbrüchen, findet sich selbst unglaublich witzig und traut sich sogar zu tanzen.”  https://www.kontextlab.com/schnelles-denken-langsames-denken/

4.4 Selbstdesign der Gegenwart
Ihm ist mit von Borries gesprochen (ebd. 2016) ein alternatives Selbstbild entgegenzustellen – ein poröser Mensch. Das heißt: offen, durchlässig und löchrig. Das selbst wird dabei nie als abgeschlossen, sondern als offen verstanden. Riskant und verletzlich – und dadurch offen für Veränderung. “Ein poröser Mensch ist mit seiner Leiblichkeit offen für Transformationen, er ist mit seinem Geist offen für Vernetzungen.” – ein Mängelwesen, das sich permanent zu entwerfen versucht, ohne sich auf ein Ergebnis festzulegen. Diesen Menschen gilt es Modelle und Bilder, Imaginationen und Phantasien, Übungen und Technologien zur Verfügung zu stellen. So ist gutes Design freiheitsstiftend für das Selbst. “Für seine Vorhaben – egal, mit welcher Haltung er agiert – wird der entwerfende Designer von niemandem einen Auftrag erhalten. Der Ausgang aus der eigenen Unterworfenheit kann nur, um noch einmal Kant zu paraphrasieren, durch den Ausgang aus der eigenen Unmündigkeit erfolgen. Statt auf Aufträge zu warten, muss der entwerfende Designer, im Gegensatz zum unterworfenen, sich selbst beauftragen, sich selbst das Mandat erteilen, verantwortungsvoll – und damit auch politisch – zu handeln.”

Blogadmin, kritischer Zukunftsforscher und Realutopist. Mehr über den Blogansatz unter dem Menüpunkt Philosophie.

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