Der Mythos der Alternativlosigkeit – wie neoliberale Marktlogik unser Denken kolonialisiert hat

Dieser Text ist Teil einer Serie, in der ich mit ChatGPT Blogbeiträge schreibe. Unsere Texte verbinden fundierte, interdisziplinäre Analysen mit praxisnahen Beispielen – in klarer, authentischer Sprache. Basierend auf meiner Stilbiografie, die auf meinen 10 liebsten, selbst verfassten Texten beruht, setze ich auf effiziente Texterstellung und tiefgründige Reflexion, ohne den persönlichen Ausdruck zu verlieren.


„Der Markt regelt das.“ Diese vier Worte wirken banal, beinahe harmlos. Und doch stecken sie voller ideologischer Sprengkraft. Wer sich mit der neoliberalen Denktradition nach Friedrich von Hayek beschäftigt, merkt schnell: Es handelt sich nicht um eine bloße wirtschaftstheoretische Schule, sondern um eine umfassende Gesellschaftsideologie. Sie erhebt den Markt nicht nur zur effizientesten Form der Ressourcenverteilung, sondern zur naturgleichen Ordnung, die jeder menschlichen Steuerung überlegen sei. Was genau steckt hinter diesem Denken? Und wie konnte es so machtvoll werden, obwohl es – empirisch betrachtet – voller Lücken, Widersprüche und gesellschaftlicher Kollateralschäden ist?


Neoliberalismus als Theorie der Alternativlosigkeit

Hayek und seine Mitstreiterinnen wollten nie bloß den Staat kritisieren. Sie wollten den Markt als epistemologisch überlegene Instanz inszenieren: Die Bürgerinnen können niemals über so viele Informationen verfügen wie ein funktionierender Preismechanismus. Planung galt daher als anmaßend, Regulierung als Störfaktor. Der Markt sollte nicht nur effizient sein, sondern unfehlbar. In dieser Welt gibt es keine legitimen Alternativen zur Marktordnung – jede Abweichung gilt als Rutschbahn in autoritäre Gefilde.

Diese Engführung ist keine akademische Marotte, sondern ein machtstrategisches Narrativ: Wer den Markt als Naturgesetz inszeniert, entzieht ihn der politischen Aushandlung.


Historisch eingebettet: Ideologie als Reaktion auf Systemkonkurrenz

Die neoliberale Ideologie ist nicht im luftleeren Raum entstanden. Sie war eine direkte Reaktion auf die Krise des klassischen Liberalismus, die Weltwirtschaftskrise der 1930er, und später auf die Systemkonkurrenz mit dem real existierenden Sozialismus. Die Angst vor staatlicher Machtübergriffigkeit speiste sich nicht zuletzt aus dem Totalitarismus des 20. Jahrhunderts. Neoliberale Denker wie Hayek und Friedman sahen in jeder Form von wirtschaftlicher Planung den ersten Schritt in Richtung Knechtschaft. Doch aus dieser Kritik wurde eine neue Orthodoxie: Alles, was dem Markt widerspricht, ist per Definition ineffizient, falsch oder gefährlich.


Netzwerke, Think Tanks und der lange Marsch durch die Institutionen

Wie aber wurde aus einer Minderheitenmeinung eine globale Hegemonie? Nicht durch Überzeugungskraft allein. Vielmehr durch den Aufbau einflussreicher Netzwerke: Die Mont Pèlerin Society, das American Enterprise Institute, das Fraser Institute, das IEA in London oder die Atlas Network Foundation koordinierten weltweit Kampagnen, Personalentscheidungen, Forschungsgelder und Medienpräsenz. Unterstützt von Milliardärsfamilien wie Koch, Walton und anderen, gelang es, neoliberales Denken in Wirtschaft, Medien, Bildung und Politik zu verankern.

Die Strategie: diskrete, aber systematische Einflussnahme – mit massiver Wirkung. Was in den 1950ern noch als radikal galt, wurde ab den 1980ern unter Reagan und Thatcher zur neuen Normalität. Bis heute wirken diese Netzwerke weiter, etwa über universelle Rankingsysteme, wirtschaftsnahe Stiftungen und ökonomische Framing-Konzepte.


Was genau ist „alternativlos“?

Die Rede von der Alternativlosigkeit ist nicht bloß ein politisches Stilmittel. Sie ist ein konstitutives Element neoliberaler Ideologie. Alternativlos ist:

  • die Preisbildung durch den Markt,
  • die Privatisierung öffentlicher Dienste,
  • der Wettbewerbsmechanismus als Legitimationsinstanz,
  • das Primat individueller Verantwortung,
  • und der Abbau staatlicher Regulierung zugunsten angeblich „selbstregulierender Systeme“.

Nicht alternativlos ist dagegen: Klimaschutz, soziale Sicherheit oder Daseinsvorsorge – es sei denn, sie lassen sich in marktlogische Begriffe übersetzen. Alles, was kollektive Logiken und gesellschaftliche Bedürfnisse betont, wird als „Irrweg“ gebrandmarkt.


Die wichtigsten Kritikpunkte

Inzwischen gibt es einen breiten Kanon an Kritik, der die neoliberale Alternativlosigkeit widerlegt:

  1. Externalitäten: Märkte ignorieren systematisch Umweltkosten, Gemeingüter und soziale Folgeschäden.
  2. Ungleichheit: Der Markt verteilt nicht gerecht, sondern konzentriert Macht und Vermögen.
  3. Instabilität: Finanzkrisen wie 2008 zeigen, dass unregulierte Märkte hochgradig anfällig sind.
  4. Demokratiedefizit: Neoliberale Politik entzieht sich demokratischer Kontrolle und fördert Lobbyismus.
  5. Menschenbild: Der homo œconomicus ist eine realitätsferne Karikatur menschlichen Handelns.
  6. Natur als Ware: Die Ökonomisierung von Ressourcen führt zu irreversibler Zerstörung.
  7. Wissenschaftliche Schwäche: Viele Grundannahmen sind empirisch nicht belegbar und methodisch fragwürdig.

Vom Elitendiskurs zum Alltagsverstand

Besonders interessant ist, wie tief neoliberale Narrative in den Alltagsverstand eingesickert sind. Wer glaubt, der Staat sei per se ineffizient, plappert oft (unwissentlich) Public-Choice-Theorien nach. Der Glaube an träge Bürokratie, Verschwendung und Planungsunfähigkeit ist heute Mainstream. Selbst viele Kritiker*innen des Kapitalismus trauen dem Staat nicht mehr. Hier wirken Anekdoten, kognitive Verzerrungen (z. B. Verfügbarkeitsheuristik) und mediale Dauerbeschallung zusammen. Der Frame „Der Staat versagt, der Markt löst“ ist zu einem unhinterfragten Common Sense geworden.


Und jetzt?

Wenn wir die Macht der Alternativlosigkeit brechen wollen, müssen wir den Diskurs selbst angreifen. Es reicht nicht, ökonomische Modelle zu kritisieren. Wir müssen erzählen, dass Märkte gestaltet sind, dass Effizienz keine neutrale Kategorie ist, und dass gesellschaftliche Ziele mehr brauchen als Wettbewerb. Wir brauchen keine neuen Dogmen, sondern offene, plurale und demokratisch verankerte Ökonomien.

Was wäre, wenn wir nicht vom Markt als Naturgesetz ausgingen, sondern als Gestaltungsspielraum? Wenn wir öffentliche Aufgaben nicht als Defizit, sondern als kollektive Investition begriffen? Und wenn wir wieder lernen würden, dass das Gemeinsame nicht ineffizient, sondern unverzichtbar ist?

Blogadmin, kritischer Zukunftsforscher und Realutopist. Mehr über den Blogansatz unter dem Menüpunkt Philosophie.

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